MIT BENNO HARBAUER IM GESPRÄCH ÜBER DEN SALZA-CUP
„Dreitausend gute Minuten gegen eine schlechte“
Innerhalb von zwei Wochen rund um die Weihnachtszeit veranstaltete der Fußballsportverein Preußen in Bad Langensalza zwölf Hallenturniere für alle Altersklassen von den Bambinis bis zu den Alten Herren nebst einem Freizeitfußballer-Turnier. Die uhz online hat mit dem Vereinsvorsitzenden Benno Harbauer gesprochen, der ein positives Fazit mit einiger Kritik zieht …
Seit dem 17. Dezember lief der 27. Salza-Cup in zwei Hallen der Stadt mit insgesamt 50 Mannschaften verschiedenster Vereine im Nachwuchsbereich und 37 Teams im Erwachsenenalter. Gut 700 Kinder und Jugendliche und etwa 500 Männer und Frauen kickten um die begehrten 72 Pokale, die es für Sieger und Platzierte sowie beste Spieler, Torschützen und Torhüter gab. Mehr als 3.000 Zuschauer sahen mehr als 3.000 Minuten lang Hallenfußball mit viel Dramatik und regionaler Brisanz. Immer mittendrin Benno Harbauer, der seit acht Jahren die Geschicke des Vereins als Vorsitzender lenkt.
uhz online: Der Salza-Cup 2022 ist Geschichte. Sieben Tage straffes Programm in der Halle sind überstanden. Wie fällt dein Fazit aus?
Benno Harbauer: Es ist jedesmal ein echter Marathon. Manche der ehrenamtlichen Helfer nehmen sich fünf Tage Urlaub und sind bis zu 16 Stunden in der Halle, damit alles funktioniert. Wir nehmen das alle auf uns, um der Region, den fußballbegeisterten Kindern und Erwachsenen ein freudvolles und spannendes Hallenfußballerlebnis zu ermöglichen. Und das war es auch in diesem Jahr. Ich kann mich nur bei allen bedanken, die aktiv an Planung, Organisation, Finanzierung und Durchführung mitgewirkt haben.
Wie groß ist der Stab der Helfer im Hintergrund?
Bei den beiden großen Herren-Turnieren sind um die 40 Menschen in der Halle im Einsatz. Bei den Nachwuchsturnieren 15 bis 30 aktive Mitstreiter. Vom Catering über das Wettkampfbüro bis hin zur Security und dem unglaublich engagierten Hallenwart der Salza-Halle, Tino Daniel, bei dem ich mich hier extra noch einmal bedanken möchte. Einige waren bei allen Turnieren dabei und haben eine Riesenleistung vollbracht; immer im Ehrenamt und absolut zuverlässig. Davor ziehe ich meinen Hut, davon lebt der Vereinssport bei den Preußen.
Im Hauptturnier der Männermannschaften am 27. Dezember waren 1.500 Besucher in der Salza-Halle. Hattest du mit einem solchen Zulauf gerechnet?
Wir haben die Turnierserie über die Jahre aufgebaut und leider wurde sie durch die Pandemie unterbrochen. Gehofft hatten wir schon, dass viele Fußballfans kommen, letztlich war es überwältigend und bis auf ein Vorkommnis auch absolut positiv, wie die Fans ihre Teams unterstützten und die Spieler auf der Platte um jeden Zentimeter gekämpft haben.
Du spielst auf den Vorfall nach der Partie Preußen gegen Union Mühlhausen an. Was genau ist da geschehen?
Ich habe es selbst nicht gesehen und wie immer bei solchen Situationen, gibt es unterschiedliche Sichtweisen zum Hergang. Aber alleine der Fakt, dass zwei Personen aus dem Preußen-Umfeld die Gastmannschaft belästigt haben, ist nicht hinnehmbar. Das darf nicht passieren. Unsere Spieler und Trainer haben geschlichtet und konnten die Situation beruhigen. Wir haben uns bei den Gästen aus der Kreisstadt entschuldigt, glücklicherweise konnte eine handgreifliche Auseinandersetzung verhindert werden. Im Nachgang hat jede Seite ihre eigene Version zum Hergang veröffentlicht. Die seitens Union dargestellte Bedrohungslage hatten wir aber offensichtlich schnell im Griff, sonst wären die Spieler nicht noch beim Bier bis nach dem Finale in der Halle verblieben. Was am Ende bei manchen Leuten hängen bleibt, ist leider dieser eine unschöne Moment. Das ist für den Verein bitter und wird den vielen ehrenamtlichen Helfern nicht gerecht. Für die tut es mir am meisten leid.
Welche Konsequenzen werdet ihr als Veranstalter daraus ziehen?
Wir haben für den kleinen Salza-Cup drei Tage später die Anzahl der Security-Mitarbeiter erhöht und den Kabinengang abgesichert. Auch im Ausschank wurden Anpassungen vorgenommen. Für die nächsten Hallenturniere werden weitere Maßnahmen ergriffen, um solche Zwischenfälle in Zukunft auszuschließen. Die Emotionen werden bei den Turnieren immer da sein, aber sie dürfen nicht in derartige Situationen ausarten.
Was bleibt jetzt am Verein hängen?
Wir wissen, dass der Verein polarisiert. Du kannst tolle Nachwuchsarbeit in allen Altersklassen machen, du kannst für Brandopfer Geld einspielen, du kannst soziale Projekte oder Flüchtlinge unterstützen, sie vor Ort abholen und hier unterbringen; aber diese eine Minute im Gegensatz zu über 3.000 friedlichen und stimmungsvollen Minuten bringt sofort Negativschlagzeilen. Dieser Vorfall ist sehr bedauerlich, ich lasse aber nicht zu, dass die Arbeit der letzten Jahre damit kaputt gemacht wird. Wir müssen jetzt die richtigen Lehren daraus ziehen. Mit den beiden Verursachern sind wir im intensiven Gespräch und selbstverständlich waren sie von den weiteren Turnieren ausgeschlossen.
Steht zu befürchten, dass sich nun Sponsoren zurückziehen oder andere Vereine außer dem Mühlhäuser in Zukunft nicht mehr am Salza-Cup teilnehmen wollen?
Nein, glücklicherweise nicht. Alle Sponsoren waren mit den Turnieren sehr zufrieden und es gibt Anfragen von potentiellen neuen Unterstützern für die 28. Auflage Ende dieses Jahres. Von nahezu allen teilnehmenden Mannschaften, ob bei den großen Männerturnieren mit insgesamt 2.200 Zuschauern oder den Nachwuchsturnieren, haben wir ausschließlich positive verbale und auch schriftliche Rückmeldungen bekommen: Wir sollen diesen einmaligen Cup für Amateurmannschaften unbedingt so weiterführen und sie bitte wieder einladen. Das tut richtig gut und wir werden das Grundgerüst des Cups so beibehalten.
Wie soll der Salza-Cup 2023 aussehen?
Wir haben einen großen Helferkreis von über 30 Leuten und werden frühzeitig in die Planung gehen. Der Termin Ende des Jahres wird bleiben wie gehabt und die Salza-Halle soll der Hauptspielort sein. Bewährte Dinge wie den Live-Ticker und die neue eigene Website für den Salza-Cup wird es weiter geben und wir hoffen auf eine ähnlich gute Resonanz beim Publikum und den Vereinen wie wir sie jetzt erlebten. Die größte Hallenturnierserie Thüringens soll weiter ausgebaut werden und den fußballbegeisterten Menschen der Region einen schönen Jahresausklang bescheren.
Das Gespräch führte Olaf Schulze